Patrice Bart
ist seit 1957, als er in die Opern-Ballettschule aufgenommen wurde, eng mit der Opéra de Paris verbunden, wo er seit vielen Jahren, bis zum Sommer 2014, Ballettmeister und Stellvertretender Ballettdirektor gewesen ist. 1959 wurde er im Alter von vierzehneinhalb Jahren – mit einer Ausnahmegenehmigung – in das Corps de ballet aufgenommen, 1959 wurde er ‹Coryphé›, und 1963 erhielt er den ‹Prix René Blum›, den Förder - preis für vielversprechende Nachwuchstänzer. Als ‹Premier danseur› kehrte er 1969 mit einer Goldmedaille vom Internationalen Ballettwettbewerb aus Moskau zurück. Nach seinem Debüt als Prinz in Schwanensee wurde er 1972 zum ‹Étoile› ernannt. Fortan wurden ihm alle großen Partien des Repertoires anvertraut. Ausgewählt wurde er auch für choreographische Neuschöpfungen von Serge Lifar, Roland Petit, Kenneth MacMillan oder Rudolf Nurejew. 1974 wurde ihm der ‹Prix Nijinsky› von der Université de la Danse zuerkannt. Zu den Besonderheiten seines Tanzstils gehörten eine glänzende Tanztechnik, vollendete Partnerarbeit und ein großartiges komödiantisches Talent.
Seine Leidenschaft für das Ballett und seine umfassenden Repertoire-Kenntnisse führten ihn nach seiner aktiven Tänzerkarriere direkt auf die Position des Ballettmeisters und zur Zusammenarbeit mit Eugène Polyakov, mit dem gemeinsam er die künstlerische Organisation des Pariser Ballettensembles übernahm. Ihnen wurde nach dem Weggang Rudolf Nurejews 1969 die Verantwortung für die Compagnie komplett übertragen. Patrice Bart trug seit dieser Zeit Sorge für die Pflege des hohen Niveaus und der reichen Tradition des Pariser Opernballetts.
1991 nahmen Eugène Polyakov und Patrice Bart die 150. Wiederkehr des Premierendatums des Balletts Giselle zum Anlass, das Schlüsselwerk der Ballettgeschichte erneut zur Premiere zu bringen. 1992 assistierte Patrice Bart Rudolf Nurejew bei der Inszenierung von La Bayadère. Seine erste eigene Choreographie Don Quixote schuf er 1993 für die Staatsoper Unter den Linden, bekanntermaßen der Beginn einer überaus fruchtbaren Zusammenarbeit, dieses Werk übertrug er 1995 auch auf das Ballett der Finnischen Staatsoper Helsinki. Es folgten 1996 Giselle für die Mailänder Scala und Coppélia für das Ballett der Pariser Oper, 1998 schuf er für das Bayerische Staatsballett eine Fassung von La Bayadère.
Für das Ensemble der Staatsoper choreographierte er Schwanensee (1997), Verdiana (1999), Der Nussknacker (1999), Giselle (2000) und schließlich 2002 Romeo und Julia, mit dem Staatsballett Berlin brachte er 2009 Das flammende Herz zur Uraufführung, ein Ballett über den Dichter Percy Shelley. Zu seinen Neuschöpfungen zählen außerdem La Petite Danseuse de Degas (2002) für das Ballett der Pariser Oper mit einer Originalkomposition von Denis Levallant, Tchaikovski (2005 für das Finnische Nationalballett Helsinki) und Sissi, Kaiserin von Österreich (2018 für das Ballett des Kroatischen Nationaltheaters Zagreb). Nach seinem Rückzug von administrativen und pädagogischen Aufgaben widmete er sich nur noch dem Choreographieren.
Patrice Bart ist ‹Officier des Arts et des Lettres›, ‹Officier de l’Ordre National du Mérite› und ‹Chevalier de la Légion d’honneur›.