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Abschied vom Staatsballett Berlin
Die langjährige Ballettmeisterin Christine Camillo verabschiedet sich vom Staatsballett Berlin.
In Toulouse geboren, studierte sie an der berühmten Académie Princesse Grace in Monte-Carlo und gewann 1981 im Alter von nur 15 Jahren den Prix de Lausanne. An der Ballettschule der Pariser Oper vollendete sie ihre Ausbildung. Ab 1982 tanzte sie beim Scottish Ballet, wurde im Alter von 19 Jahren Solistin, zog 1986 weiter zum English National Ballet und kam 1990 nach Berlin, wo sie als Erste Solotänzerin an das Ballett der Deutschen Oper engagiert wurde.
Hier tanzte sie nicht nur Werke von George Balanchine, Kenneth McMillan, Glen Tetley, Hans van Manen und Jiří Kylián, sondern erarbeitete sich auch viele der großen Hauptpartien in den klassischen Balletten: Sie tanzte Giselle, La Sylphide, ein stattliches Bournonville-Repertoire, die großen Partien in Peter Schaufuss‘ Fassungen von Dornröschen, Schwanensee und Der Nussknacker, außerdem in Valery Panovs Cinderella, Tatjana in John Crankos Onegin, Beatrice in John Neumeiers Undine, dazu Maurice Béjarts Le Sacre du printemps, L’Oiseau de feu und Ring um den Ring sowie Werke von Heinz Spoerli. Zu den zeitgenössischen Choreograph*innen, die mit ihr arbeiteten, gehörten Uwe Scholz, Christopher Bruce, Ronald Hynd, Karol Armitage, Molissa Fenley oder William Forsythe. Ballettdirektor Ray Barra schließlich choreographierte eigens für sie die Titelrolle in seinem Ballett Die Schneekönigin. Ihre Interpretationen der Julia in Youri Vamos' Romeo und Julia und der Aurora/Anastasia in seiner Fassung Dornröschen – die letzte Zarentochter ist vielen unvergessen.
2004 hat Christine sich von der Bühne verabschiedet und arbeitete mit den Tänzer*innen des Staatsballetts Berlin, nicht nur im täglichen Training, sondern vor allem auch in den Proben. So konnte sie für das Training und für viele Werke des Spielplans vor allem aus ihrer französischen Schule schöpfen, die sie so meisterlich beherrschte und immer selbst demonstrierte.
Es gab kaum eine Produktion, an deren Vorbereitung Christine Camillo nicht beteiligt gewesen wäre, wahrscheinlich keine Vorstellung, die sie nicht aus der Ballettmeister-Loge verfolgt hätte. Immer ging es ihr um ihre Schützlinge: Es gab so gut wie keine Solotänzer*in, die nicht früher oder später die Rollen gemeinsam mit ihr erarbeitete. Ihrer glühenden Motivation und absoluten Hingabe in der Beantwortung tänzerischer und szenischer Fragen konnte sich niemand entziehen. Mit der Liebe zum Detail auf der einen Seite und der Erfahrung um die Wirkung des großen Ganzen auf der anderen, teilte sie ihr Wissen in ganzen Kaskaden liebevoller Korrekturen.
Dieses Wissen weiterzugeben, war ihr nicht nur berufliche Pflicht, sondern viel mehr als das – eine persönliche Passion. Wir danken Dir von ganzem Herzen, Christine!