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Familienworkshop
Als Vorbereitung auf den Vorstellungsbesuch werden die Handlung erzählt, wichtige Rollen vorgestellt und kurze Tanzszenen einstudiert. Nur in Verbindung mit dem Besuch der Familienvorstellung buchbar.
Anmeldung erforderlich
Telefon: 030 34 384-166
E-Mail: contact@tanz-ist-klasse.de
25. Mai – 1. Jun 2025
Sieben Tage Ballett en suite! Im Frühsommer lädt das Staatsballett zu einem prall gefüllten Programm in zwei Berliner Opernhäuser ein. Mit festlichen Gala-Vorstellungen, Highlights aus dem aktuellen Repertoire, einer Special Edition des Ballettgesprächs, Workshops sowie Talks und Austausch mit den Künstler*innen bietet die Ballettwoche eine Gelegenheit, tief in die Welt des professionellen Tanzes einzutauchen.
Und sie lohnt sich besonders mit dem TanzTicket: Die Saisonkarte 25/26 ist bereits zur Ballettwoche erhältlich, also zwei Monate vor Beginn der neuen Spielzeit, und ermöglicht 20% Rabatt auf alle Vorstellungen.
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«Ich möchte, dass sie sich in das Stück verlieben.»
Edward Clug im Gespräch mit Christian Spuck
CS (Christian Spuck) Was hat dich dazu inspiriert, Shakespeares Ein Sommernachtstraum als neue Produktion für das Staatsballett Berlin auszuwählen?
EC (Edward Clug) Bislang haben alle Geschichten, die ich in abendfüllenden Balletten interpretiert habe – Peer Gynt, Faust, Der Meister und Margarita und Der Nussknacker – das Element des Unsichtbaren und Unwirklichen gemeinsam. Ich fühle mich von dieser imaginären Welt angezogen, vor allem wenn sie mit unserer interagiert. Wenn das geschieht, wird die Banalität der Realität erhaben und verwandelt sich in etwas, das dem ‹magischen Realismus› ähnelt. Genau darum geht es in Ein Sommernachtstraum und es fühlt sich einfach wie die richtige Wahl für mein nächstes Abenteuer an!
CS In dem Stück gibt es viele verschiedene Ebenen: die Welt der Feen, die reale Welt und ein Stück im Stück. Es geht darin also auch um das Theater selbst. Ein Stück im Stück kann eine Herausforderung sein...
EC Wenn man ein Theaterstück ohne gesprochene Worte macht, hat man immer ein Problem. In diesem Fall habe ich ein weiteres. Ein Sommernachtstraum ist ein sehr spezielles Werk, und deshalb muss ich es auf eine andere Art und Weise angehen. Die Werke, die ich vorhin erwähnt habe, basieren alle auf dem grundlegenden Konflikt zwischen ‹Gut› und ‹Böse›. Aber in diesem Fall erleben wir den Konflikt zwischen ‹Verliebtsein› und ‹Nichtverliebtsein›, wenn die Rollen vertauscht sind. Das klingt verwirrend, und das ist es, was Shakespeare mit großem Geschick tut: er verwirrt seine Figuren, um sie in der Unordnung kämpfen zu lassen, bevor er die endgültige Ordnung herstellt. Um die gleiche amüsante und reichhaltige Erfahrung zu bieten, die die Leser*innen des Stücks haben, muss ich eine Erzählung des Erwarteten mit unerwarteten Mitteln erfinden.
CS Choreographierst du Shakespeares Ein Sommernachtstraum oder kreierst du ein neues Tanzstück, das davon inspiriert ist?
EC Zum jetzigen Zeitpunkt werde ich mich so weit wie möglich an Shakespeares Vorlage halten, aber bis zu einem Punkt, an dem ich loslassen und meine eigenen Vorstellungen und Bedürfnisse in das Stück einbringen muss. Ich denke, für die Zuschauer*innen ist es schön, sich auf die Geschichte zu verlassen und sie in einem anderen Medium neu zu entdecken.
CS Du bist einer der wenigen Choreograph*innen, die Handlungsballette kreieren. Ich kann deine Arbeiten sehen und verstehe, worum es geht. Wie machst du das? Entwirfst du die Szene als Regisseur, oder fängst du als Choreograph an?
EC Sicherlich als Regisseur. Ich versuche, aus der Geschichte heraus ein Bühnenkonzept zu entwickeln. Jedes Mal stelle ich mir einen Ort vor, an dem sich das Ganze abspielt, aber das muss nicht immer der Ausgangspunkt sein. Bevor ich das Studio betrete und die Arbeit mit den Tänzer*in- nen beginne, gehe ich mit meinem künstlerischen Team das Stück mehrmals durch. Diesen Rahmen brauche ich, um mich auf die Aktion vorzubereiten, und trotz der energischen Vorbereitungen versuche ich, offen für das Ungeplante zu bleiben.
CS Wenn wir an Ein Sommernachtstraum denken, denken wir auch an die berühmte Musik von Felix Mendelssohn Bartholdy. Ich weiß, dass du mit dem Komponisten Milko Lazar zusammenarbeitest. Was plant ihr?
EC Ich hatte sogar schon die ganze erste Szene zu Mendelssohns berühmtem Violinkonzert bis ins Detail ausgearbeitet. Ein paar Monate lang war ich mir sehr sicher. Je mehr ich mich dann zusammen mit Milko Lazar mit der Musik auseinandersetzte, desto tiefer entwickelten wir unsere Arbeit und verstanden, dass wir Mendelssohn loslassen wollten. Ich bin sicher, dass Milkos Musik eine inspirierende Landschaft für unsere Geschichte sein wird und die passende Unterstützung für die verschiedenen Situationen und die Gesamtatmosphäre liefert.
CS Ich kenne die Musik von Milko Lazar sehr gut. Seine Musik ist theatralisch, überraschend und kraftvoll. Deshalb freue ich mich natürlich, dass du wieder mit ihm und auch mit dem Orchester der Deutschen Oper Berlin zusammenarbeitest. Wie verläuft euer Arbeitsprozess?
EC Wir arbeiten seit 2008 zusammen, also seit gut 16 Jahren. Wir haben am Anfang mit einem, maximal zwei Instrumenten angefangen. Unsere Welten waren in der Tat sehr minimalistisch, und wir dachten, dass wir nicht mehr als das brauchen. Das hat sich mit Faust geändert. Ich kannte Milkos sinfonische Werke, die nicht für Ballette, sondern für Konzerte und große Orchester konzipiert waren. Von dort ging also teilweise unsere Inspiration aus. Manchmal bringe ich ein Thema oder ein Motiv ein, und er bringt Samples, jedes vielleicht eine Minute lang, und dann diskutieren wir sie. Milko entwickelt sie weiter und dann diskutieren wir sie wieder. Später benennen wir sie und finden den passenden Platz für sie im Ballett. Wenn ich mir eine Szene vorstelle, höre ich auch eine bestimmte Melodie oder einen Rhythmus für diesen bestimmten Moment.
CS Ich erinnere mich, dass er nach Zürich kam, und mit dir im Studio war, am Klavier oder einige seiner aufgenommenen Stücke spielte. Es ist also wirklich eine Zusammenarbeit während des kreativen Prozesses. Und in was für eine Welt entführt ihr uns mit den Kostümen und dem Bühnenbild? Ist das Stück eher in der Gegenwart angesiedelt oder eine Mischung aus verschiedenen Epochen?
EC Wir versuchen, uns nicht zu sehr auf eine bestimmte Zeit festzulegen und auch die Geschichte nicht zu sehr zu illustrieren. Deshalb ist es wahrscheinlich näher an der heutigen Zeit.
CS Du gehörst zu den Choreographen, die keine Angst vor großen Produktionen haben. Ist das überhaupt eine Herausforderung für dich und wie beeinflusst das deine Kreativität?
EC Als ich heute hierher kam, erlebte ich etwas sehr Angenehmes in diesem großen Opernhaus. Ich fühlte mich wie ein Anfänger. Das bringt eine gewisse Aufregung mit sich, wenn man an einem Ort arbeitet, an dem man noch nie zuvor gewesen ist. Deine Sinne beginnen zu kochen und dein Ehrgeiz wird geweckt. Wenn mich dieser Ort schon in den ersten Momenten so beeindruckt, werde ich etwas tun, um ihn auch zu beeindrucken.
CS Wie bist du eigentlich zum Tanz gekommen? EC Nun, ich würde sagen, das hängt auch mit der Geschichte Berlins zusammen, die in gewisser Weise auch die unsere in Rumänien war. Als ich in den achtziger Jahren mit der Ballettschule anfing, war das nicht mein Wunsch, sondern der meines Vaters, der in die Kunst verliebt war...
CS Dein Vater hat dich auf die Ballettschule geschickt? Das ist das erste Mal, dass ich das höre! Normalerweise sind Eltern, besonders Väter, eher dagegen.
EC Er war ungewöhnlich und manchmal vielleicht auch ein bisschen zu aufgeschlossen für die kommunistischen Behörden in der kleinen Stadt, in der ich aufwuchs. Er war gewissermaßen der Motor, wenn es um Kultur ging. Er wollte Musiker werden und hatte eine Rockband. Er spielte auch in einer Amateurtheatergruppe, wie einer der Mechaniker in Ein Sommernachtstraum, nur dass er nicht Pyramus, sondern George Dandin in Molières gleichnamigem Stück verkörperte. Ich weiß noch, dass ich geweint habe, als er in dieser Rolle verprügelt wurde. Ich wuchs also in einer freigeistigen Familie auf. Mein Vater wollte, dass ich unter allen Umständen ein Künstler werde. Als ich zehn Jahre alt war, fragte er mich: «Würdest du gerne in Cluj-Napoca auf eine Ballettschule gehen?» Die Idee, in eine große Stadt zu gehen, gefiel mir. Also machte ich die Prüfung, und nach zwei Wochen besuchte ich die Ballettschule unter den harten Bedingungen der Ceausescu-Zeit. Ich wäre fast raus- geflogen, denn am Anfang kam mir alles komisch vor. Nach drei Monaten begann ich, die Sache ernster zu nehmen. Dann hörte ich von den Tänzer*innen, die es geschafft hatten, dem System zu entkommen; berühmte Tänzer, die in den USA, in Deutschland, in Frankreich, allgemein im Westen gelandet waren. Das war meine Motivation. Mit elf Jahren wusste ich, dass ich die Ballettschule beenden wollte, um dem Land zu entkommen. Deshalb habe ich vorhin Berlin erwähnt, denn der Westen war für uns absolut surreal. Es war eine Art Märchenwelt mit Coca-Cola und Jeans. Es war eine Sehnsucht, buchstäblich nach Freiheit zu streben.
CS In welcher Stimmung möchtest du, dass das Publikum nach der Aufführung deines Ein Sommernachtstraum nach Hause geht?
EC Ich möchte, dass sie sich in das Stück verlieben.
Entnommen aus dem Spielzeitheft 24/25.
Fantasie und Handwerk
Die visuellen Traumwelten des Kostümdesigners Leo Kulaš
Ein Sommernachtstraum ist eines der bekanntesten und beliebtesten Werke von William Shakespeare, das die Macht der Liebe, die Verwirrungen menschlicher Gefühle und die Magie der Fantasie erkundet. Edward Clug, Ballettdirektor des Slowenischen Nationaltheaters Maribor, bringt seine Version des Klassikers ab 21. Februar 2025 mit dem Ensemble des Staatsballetts Berlin auf die Bühne. Zu der eigens für dieses Stück komponierten Musik von Milko Lazar kreiert er eine Uraufführung mit einem sehr heutigen Blick auf Shakespeares wundervolle Komödie. Der Kostümdesigner Leo Kulaš schafft dazu visuelle Traumwelten.
Es herrscht eine trubelig-kreative Arbeitsatmosphäre in der Kostümabteilung der Deutschen Oper Berlin. Überall stehen Kleiderstangen mit Textilien in verschiedenen Farben, Teile des Raums sind mit weißen Vorhängen abgetrennt und dienen als Umkleidekabine. Produktionsleiterin Maria Ubaldino Abreu und ihr Team, mit Maßbändern um den Hals und Stecknadelkissen am Handgelenk, kümmern sich um die Tänzerinnen und Tänzer, die im 30-Minuten Takt vorbeikommen, um die Kostüm-Prototypen für die nächste große Neuproduktion Ein Sommernachtstraum von Edward Clug anzuprobieren. Die traumhafte visuelle Welt dieses Balletts entfaltet sich schon an diesem Vormittag im Juni 2024 vor den Augen der Anwesenden, die Premiere ist am 21. Februar 2025. Auf den Tischen am Fenster liegen Dutzende von farbenfrohen Aquarellskizzen von Kostümbildner Leo Kulaš. Der gebürtige Kroate ist bekannt für seine wunderschönen Figurinen, denen man die Liebe zum Detail ansieht. «Natürlich denke ich beim Skizzieren an das fertige Kostüm und wie seine Herstellung ablaufen wird» erläutert Kulaš. «Die Entwürfe sind nicht nur wichtig für mich, sondern auch für alle am Projekt Beteiligten: den Regisseur oder Choreographen, den Bühnenbildner, die Schneider, die Lichtdesigner und schließlich natürlich auch für die Darsteller, in diesem Fall die Tänzer*innen. Wenn ich die Skizzen einreiche und sie akzeptiert werden, kann ich mich für einen Moment entspannen.»
Für die Kostümabteilung geht dann die Arbeit erst richtig los. Fast 13 Monate dauert es von der Abgabe der Entwürfe bis zur Premiere. In Ein Sommernachtstraum gibt es etwa 40 verschiedene Kostüme, insgesamt müssen 91 Figuren eingekleidet werden, allein für die erste Besetzung. Doch die besondere Herausforderung liegt bei dieser Produktion darin, die fantastische Welt von Edward Clug und Leo Kulaš nicht nur mit einem vernünftigen Budget umzusetzen, sondern auch nachhaltig. Weil möglichst wenig neu produziert werden soll, greifen Maria und ihr Team oft auf Material aus dem Fundus zurück.
Auch Choreograph Edward Clug ist für diese Anprobe in Berlin angereist. Mit Leo Kulaš verbindet ihn eine langjährige Zusammenarbeit schon seit der Kreation seines ersten Balletts. Begonnen hat alles bei Produktionen des Theaterregisseurs Tomaž Pandur am Slowenischen Nationaltheater Maribor, wo Clug seit 2003 Ballettdirektor ist. Diese sehr kreative Zeit verbindet die beiden Künstler bis heute. «Unsere Ideen verweben sich auf viele Arten», sagt Kulaš «aber natürlich hat jeder von uns seine eigenen Erfahrungen und sein eigenes Wissen, aus dem wir schöpfen.» Die Idee, Ein Sommernachtstraum auf die Bühne zu bringen, entstand spontan als Clug, Kulaš und der Bühnenbildner Marko Japelj über ihre nächste größere Produktion für das Staatsballett Berlin sprachen. Ein starker visueller Eindruck sollte erzielt werden, und welcher Stoff böte sich dafür besser als Vorlage an, als Shakespeares vielschichtige Komödie? «Wir waren sofort fasziniert von den Möglichkeiten, die verschiedenen Welten des Stücks für Bühne, Kostüme und Choreographie bieten» erinnert sich Kulaš. Einerseits das Hochzeitspaar Theseus und Hippolytha am Hof von Athen, das die alte Welt der Mythologie repräsentiert, während die jungen Aristokraten Lysander, Hermia, Helena und Demetrius für eine moderne neue Welt stehen. Der Wald, Reich des Elfenkönigs Oberon und seiner Frau Titania, ist eine irreale, von Flora, Fauna und allerlei Mischwesen bevölkerte Gegenwelt. Und schließlich sind da die Handwerker um Nick Bottom, Vertreter der Arbeiterklasse. Sehnsucht, Rivalität, Verblendung und Eifersucht: die Liebe und alle mit ihr verbundenen Komplikationen treiben die Handlung in diesen verschiedenen Welten voran, deren Grenzen sich (nicht zuletzt durch einen magischen Liebeszaubertrank) immer weiter verschieben, bis alle Paare hin- und hergemixt, Realität und Traum nicht mehr unterscheidbar sind.
Dass sie von diesem Stoff begeistert sind, ist Edward Clug und Leo Kulaš anzumerken, genauso wie ihre tiefe Vertrautheit. «Wie findest du dieses Grün für das Oberteil? Vielleicht etwas dunkler?» Leo hält Edward einen Pantone-Fächer mit 300 verschiedenen Farbnuancen hin. «Nein, eher so…» Edwards konzentrierter Blick schweift umher und bleibt auf einem der Aquarelle hängen: Ja, dieses Grün wäre perfekt. Der Job der Werkstätten ist es nun, beim Färben des Stoffs genau diesen Farbton zu treffen. Tänzerin Emma Antrobus ist in der Zwischenzeit in ein Elfenkostüm geschlüpft. Maria steht mit ihr vor dem Spiegel, sie ist noch nicht ganz glücklich mit dem Übergang des stark ausgewölbten Hinterteils zum Oberschenkel. «Wie findest du diese Linie, Edward? Ist das gut, oder machen wir es lieber so wie auf der anderen Seite?» Der Choreograph schaut, entscheidet, Leo nickt. Emma macht ein paar Bewegungen mit stark gedehntem Körper. Nein, das sitzt noch nicht perfekt, da muss eine Naht etwas enger gefasst werden, damit das Oberteil beim Tanzen nicht zu sehr verrutscht. Leo Kulaš lässt sich bei der Kostümkreation hauptsächlich von den Ideen und Wünschen der Regisseur*innen und Choreograph*innen leiten. «Ich denke viel über die Geschichten und Themen nach», sagt er. «Aber es ist wichtig, die Balletttänzer*innen zu berücksichtigen und sicherzustellen, dass die Kostüme ihre Bewegungen unterstützen und nicht behindern. Bei der Materialauswahl setze ich auf natürliche Materialien mit einem Zusatz von Elastan für mehr Flexibilität.» Beim Entwerfen und Recherchieren hilft ihm seine Erfahrung aus Jahrzehnten als Kostümbildner für Opern und Ballette, doch Inspiration findet er überall: «Das gesamte Leben inspiriert mich. Ich habe viele alte Zeitschriften und Bücher... und ich beobachte die Welt ständig. Und ja, ich folge auch Modetrends.» In seinen Kostümwelten für Ein Sommernachtstraum verweben sich Elemente von der Antike über Shakespeares Zeit bis hin zur Moderne. «Ich genieße es immer, Kostüme zu kreieren, in denen sich all diese Stilperioden zu einem Ganzen verbinden. Ballettkostüme haben natürlich gewisse Regeln, aber manchmal muss man über sie hinwegsehen und ein wenig experimentieren, besonders mit neuen Materialien und moderner Technologie wie Laserschneiden und Digitaldruck.» Diese Methoden kommen vor allem zum Einsatz, um die Bildwelt des Waldes herzustellen. «Es ist eine Welt der Fantasie, Vorstellungskraft und fiktiven Charaktere, die von der Natur inspiriert sind. Imaginäre Insekten und Baumblätter werden wir dort sehen.» Leo Kulaš hält einen großen transparenten Flügel hoch, von dünnen Adern durch- zogen. Er ist Teil eines schillernden Libellenkostüms. Das Team probiert verschiedene Varianten aus: welche Kopfbedeckung, welches Ornament an welcher Stelle? Ein anderer Waldbewohner, Mischwesen aus Mensch und Pflanze, bekommt große grüne Blätterhände. Edward beginnt sofort, mit ihm zu choreographieren – expressive Armbewegungen, die an ein wogendes Blättermeer denken lassen. Aber wie fixiert man das Blatt so an der Hand, dass es ganz natürlich aussieht und bei jeder Bewegung hält? Es gibt noch viel an den Details zu tüfteln. Mit der Anprobe der Prototypen ist ein wichtiger Meilenstein für Leo und die Kostümabteilung geschafft. Von jetzt an werden die Kostüme allen Tänzer*innen auf den Leib geschneidert, damit bis zur ersten Bühnenprobe mit Kostüm alles fertig ist. Und selbst dann wird noch geändert, angepasst und optimiert. «Ich freue mich immer auf Herausforderungen und strebe nach der Zufriedenheit des gesamten Ensembles. Bis ich vollständig von einer Idee überzeugt bin, bin ich nicht zufrieden. Vielleicht bin ich im Laufe der Jahre auch etwas zu kritisch geworden... Natürlich sollen die Kostüme auch das Publikum begeistern.»
Entnommen aus der Ballettzeitung No. 3, Text: Maren Dey
Das Interview mit Leo Kulaš führten Katja Wiegand und Maren Dey
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